Projektbeschreibung: Das Berufsschulzentrum Kempten soll generalsaniert werden. Hier findet Unterricht für rund 6000 Berufsschüler statt, der auch während der Sanierung weiterlaufen muss. Im Rahmen der Generalsanierung wurde zudem der bestehende Rundbau der FOS/BOS umgebaut und um einen großen Neubau erweitert.
Für das Gesamtprojekt (Generalsanierung und Neubau FOS/BOS) sind Baukosten von 100 Mio. € angesetzt.
Da wir mit der Tragwerksplanung der Errichtung Anfang der 80er Jahre beauftragt waren und bei uns die Statik und alle Pläne vorhanden sind, lag es nahe auch die Generalsanierung zu begleiten.
Eindringliches Merkmal des Berufsschulzentrums ist seine rote Backsteinfassade. Wir haben eine Untersuchung der bestehenden Fassade durchgeführt und die Planung einer neuen Ziegelfassade statisch begleitet.
Im Inneren der Gebäude wurde die gesamte Technik (Heizung, Lüftung, Sanitär und Elektroinstallation) erneuert. Dies erforderte auch neue Leitungswege mit Durchbrüchen durch das Tragwerk, die von uns nachgerechnet wurden.
Die Tiefgarage der Berufsschule BSI + III wies nach der ca. 42-jährigen Nutzung starke Schäden an der tragenden Stahlbetonkonstruktion, hervorgerufen durch Chloride, auf. Eine umfangreiche Sanierung der Schäden war erforderlich. Neben den Betoninstandsetzungsarbeiten, die größtenteils mittels Hochdruckwasserstrahlen (Betonabtrag) und Spritzbeton / Ortbeton (Reprofilierung) ausgeführt wurden, erfolgte auch eine vollständige Erneuerung der Bodenaufbauten inkl. der Fugenübergänge und der Entwässerungssituation. Außerdem erfolgte eine Erneuerung des Fluchttreppenhauses, bei der die bestehenden Stahlbetontreppen und -podeste gegen eine Stahlkonstruktion ausgetauscht wurden.
Die Umgestaltung des Bestandsrundbaus mit Anbindung an den Neubau erforderte diverse Eingriffe in die Tragstruktur des Gebäudes. Insbesondere für große Durchgangsöffnungen in tragenden Wänden und Wandscheiben wurden Abfangkonstruktionen in Stahl und Stahlbeton entwickelt.
Beim Neubau handelt es sich um ein dreigeschossiges und voll unterkellertes Gebäude in massiver Stahlbetonbauweise mit Grundrissabmessungen von ca. 75 x 30 m. In den Regelgeschossen sind Schulräume um eine zentrale Marktplatzzone mit drei großen Lichthöfen angeordnet. Über einen Verbindungsgang ist jedes Geschoss an den bestehenden Rundbau der FOS/BOS angeschlossen. Im Untergeschoss sind eine Tiefgarage sowie Haustechnikräume untergebracht.
Eine besondere tragwerksplanerische Herausforderung des Neubaus lag in der integralen Bauweise des ausgedehnten Baukörpers. Durch eine, auf Grundlage vertiefter ingenieurtechnischer Untersuchungen festgelegten Rissbewehrung in den weitgespannten Geschossdecken und einen abgestimmten abschnittsweisen Bauablauf über alle Geschosse, konnten wartungs- und kostenintensive Bauteilfugen vermieden werden. Eine weitere Herausforderung ergab sich aus den unterschiedlichen Stützenrastern für die Schul- bzw. Tiefgaragennutzung. Der Vertikallastabtrag wurde hier über einen hochbeanspruchten Unterzugsrost in der Kellerdecke in Kombination mit wandartigen Trägern im Erdgeschoss sichergestellt.